Christian Dell

Christian Dell
24. 2. 1893 Offenbach am Main - 18. 7. 1974 Wiesbaden
Silberschmied, Designer, Hochschullehrer
1907 - 1911 absolvierte Dell die Silberschmiedelehre in der Silberwarenfabrik „J. D. Schleißner“ in Hanau,
daneben (1909 - 1910) besuchte er die Staatliche Zeichenakademie Hanau.
Tätigkeit als Geselle für Hammer- und Montierarbeiten in der Silberwarenfabrik und Erzgießerei „Hermann Behrend Nachf. Georg Bormann“, Dresden.
1913 Berufung an die Großherzoglich Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar durch Henry van de Velde für die Dauer von zwei Monaten.
1913 - 1914 Militärdienst in Straßburg.
1914 - 1916 Kriegsdienst an der Ost-, dann an der Westfront. Verwundung und anschließender Lazarettaufenthalt in Mainz.
1916 einmonatige Tätigkeit als Kupferschmied bei den „Farbwerken Hoechst“.
bis 1917 Beschäftigung bei den „Diskuswerken Ffm., Präzisions-Maschinenbau-GmbH“.
Januar 1919 - März 1920 Silberschmiedegeselle bei der Silberwarenfabrik „Hestermann & Ernst“ in München.
Von Juli 1920 bis Oktober 1921 Meisterschüler an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau; dort Mitarbeiter von August Bock (1879-1968) in der Silberschmiedeklasse für Hammerarbeit.
1921 für einige Monate eine eigene Werkstatt in Hanau.
Im November 1921 Beschäftigung bei dem Gold- und Silberschmied Emil Lettré (1876-1954) in Berlin.
Ab Januar 1922 dreimonatige Probezeit am Staatlichen Bauhaus in Weimar.
April 1922 Meisterprüfung in Weimar.
1922 - 1925 Werkmeister der Metallklasse am Staatlichen Bauhaus in Weimar nach Berufung durch Walter Gropius.
Zusammenarbeit mit den Formmeistern Paul Klee (1879-1940),
Oskar Schlemmer (1888-1943) und
ab 1923 László Moholy-Nagy (1895-1946).
Lehrer von
Marianne Brandt (1893-1983),
Carl J. Jucker (1902-1997),
Hans Przyrembel (1900-1945),
Wolfgang Tümpel (1903-1978),
Wilhelm Wagenfeld (1900-1990)
u. a.
Dell wechselte nicht mit dem Bauhaus nach Dessau. Er blieb ab Oktober 1925 in der weiter bestehenden Metallwerkstatt an der dem Bauhaus nachfolgenden „Hochschule für Handwerk und Baukunst“ unter dem Direktor Otto Bartning (1883-1959). Zusammenarbeit mit seinem Schüler Wilhelm Wagenfeld, u. a. bei Leuchtenentwicklungen.
Eigene Entwürfe für Beleuchtungskörper von Dell sind aus dieser Zeit nicht bekannt.
Februar 1926 Fritz Wichert beruft Dell für die Übernahme der Leitung der „Klasse für Gerätekunst“ (Metallklasse) an der „Frankfurter Kunstgewerbeschule“, hier entwarf Christian Dell die als Unikat hergestellte „Bürgermeisterlampe“ für den Schreibtisch des Frankfurer Oberbürgermeisters Ludwig Landmann.
1926 Entwurf der „Rondella“ Tisch- und Ständer- (Atelier) Lampe, sie erschien 1928 als erstes Produkt im „Frankfurter Register Nr. 1“, der Werbebeilage der Monatsschrift „Das Neue Frankfurt“.
Hersteller dieser Leuchten waren:
- Metallwarenfabrik „Vogel & Co. GmbH“, Frankfurt Niederursel
- „Rondella Beleuchtungskörper und -Gelenkleuchten GmbH“ Oberursel/Taunus, später Frankfurt, deren Teilhaber Dell bis Ende 1930 war. Die Firma schließt noch 1931.
1927 Entwurf der Serie „Type-K“, „Frankfurter Register Nr. 8“ (1929). Hergestellt von „Chr. Zimmermann“ Frankfurt.
Varianten:
- Tischleuchten mit Tischfuß oder Schraubklemme
- Industrie-Standleuchten
- Wandarm-Leuchten, schwenk- und ausziehbar
September 1927 - April 1928 Erholungsurlaub wegen „Asthma-Bronchitis“.
1929 Entwurf für ein Keramik-Kaffee- und Teeservice mit zweifarbigen Dekor für die „Waechtersbacher Steingutfabrik“.
Zusammenarbeit mit dem Kunststoffhersteller „Hermann Römmler AG“, Spremberg. Entwurf einer Leuchte aus Kunststoff, einem Phenolharz mit der Firmenbezeichnung Hares. Die Elektrifizierung der Leuchte übernahm die „Stotz AG“, Frankfurt.
Dell entwarf auch Kunststoffgeschirr für Römmler.
1931 Übertragung der Fabrikationsrechte für die beiden Rondella-Leuchten an die Firma „Bünte & Remmler“.
Ende 1931 Erkrankung an offener Lungentuberkulose mit der Diagnose Pneumothorax.
Juli 1932 - April 1933 Sanatoriumsaufenthalte in Todtmoos/Schwarzwald und in Arosa in der Schweiz.
Krank und in Kenntnis aller Vorgänge zur nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ der Kunstgewerbeschule ab März 1933 trat Dell am 1.5.1933 der NSDAP bei.
Im Zuge der Umstrukturierung der Kunstgewerbeschule, u. a. unter Abschaffung der Metallklasse, erhielt Dell seine Kündigung im November 1933 durch den neuen Direktor Richard Lisker. Aufgrund von Schadensersatzforderungen von Dell, der geltend machte, dass seine Erkrankung durch die Arbeitsbedingungen in den Kellerräumen der Metallwerkstatt verschlimmert worden sei, folgten Dells Entlassung und Versetzung in den Ruhestand endgültig erst am 31.3.1934 (nach einem außergerichtlichen Vergleich durch eine höhere Geldzahlung). Laut Schreiben der Reichskammer der bildenden Künste vom 16.11.1944 wurde er aus deren Mitgliederliste gelöscht, da er zehn Jahre lang keinen Beitrag gezahlt habe.
1933 Entwurf der „Polo Populär“.
1933/34 Dell entwarf einige Leuchten für „Brüder Koranda & Co.“ Wien. Die Produktionsrechte, besonders die Verwendung des Gelenkes zwischen Reflektor und Arm gingen an „Gebrüder Kaiser“ Neheim-Hüsten. Kaiser entwickelte daraus, das dem ursprünglichen Entwurf ähnliche Modell 6644.
Im Gegenzug erhielt Koranda die Rechte zur Produktion von Petroleumlampen, die bis dahin von Kaiser hergestellt wurden.
Seit 1934 war Dell freiberuflich tätig.
Für die Firma „Gebr. Kaiser & Co. Leuchten KG“, Neheim entwarf er für die „idell“-Leuchtenserie verschiedene Modelle.
Dell verkaufte die Nutzungsrechte an seinen Patenten an die Firma „Gebr. Kaiser & Co.“.
Laut ärztlichem Attest litt er an erheblichen Belastungsstörungen und schweren Depressionen. Er suchte Genesung und Erholung in der Natur.
Ab Juni 1934 Bau und Betrieb der Pension „Landhaus Dell“ in Bad Wiessee, die hauptsächlich von seiner Frau geführt wurde.
1936 Verkauf des Hauses in Bad Wiessee.
1937 erneuter Krankheitsausbruch und Kuraufenthalt in der Schweiz.
Ab Herbst 1937 Erwerb, Ausbau und Betrieb der Fremdenpension „Haus Elisabeth“ in Hahnenklee bei Goslar bis zum Verkauf im Frühjahr 1939.
Dann Wohnsitz in Wiesbaden. Suche nach neuer Existenz in Tirol.
Nach 1945 Aufnahme in das „Verzeichnis der wiedergutmachungsberechtigten Bediensteten“ der Stadt Frankfurt, einer Liste aller städtischen Bediensteten, die nach 1933 aus politischen, „rassischen“ oder religiösen Gründen entlassen wurden. Dell findet sich unter den „durch Massnahmen der nationalsozialistischen Regierung gemaßregelten Angestellten“.
1947 stufte die Spruchkammer in Wiesbaden Dell als Mitläufer ein. Die Verfahrenskosten wurden 1949 auf den „geringstzulässigen“ Betrag von 20 Reichsmark herabgesetzt.
1948 - 1954 selbstständiges Betreiben eines Juweliergeschäfts „Gerätekunst und Schmuck“ in Wiesbaden zusammen mit dem Sohn Sandor Dell.
1949 Bewerbung bei Hugo Leven (1874 - 1956) für die Lehrerstelle der Silberschmiedeklasse als Nachfolger von August Bock an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau, gescheitert aufgrund von anhaltenden Gesundheitsproblemen und infolge des plötzlichen Todes seiner Frau.
1957 Antrag auf Entschädigung als NS-Verfolgter.
1961 Ablehnung der Entschädigung durch das Land Hessen.
1965 viermonatiger Krankenhausaufenthalt.
Im Herbst 1965 bat Dell aufgrund seiner schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse bei Hans Maria Wingler (1920-1984), dem Leiter des Bauhaus-Archivs in Darmstadt, um Unterstützung bei Suche und Unterhalt einer Werkstatt mit kleiner Wohnung.
1974 Dell lebte zurückgezogen in Wiesbaden, Zeugnisse einer Entwurfstätigkeit gibt es bislang nicht.
1974 in Wiesbaden verstorben.
Leuchten-Entwürfe für:
• „Bünte & Remmler“ Frankfurt (Polo Populär)
• „Gebr. Kaiser & Co. Leuchten KG“, Neheim
• „Brüder Koranda & Co.“ Wien
• „Hermann Römmler AG“, Spremberg. Die Elektrifizierung der Phenoplast-Leuchte übernahm die „Stotz AG“, Frankfurt.
• Metallwarenfabrik „Vogel & Co. GmbH“, Frankfurt Niederursel
• „Rondella Beleuchtungskörper und -Gelenkleuchten GmbH“ Oberursel/Taunus, später Frankfurt, deren Teilhaber Dell bis Ende 1930 war. Die Firma schließt noch 1931.
• „Christian Zimmermann GmbH“, Frankfurt (Typ K von 1930)
Quellen:
- Lattermann, Günter/ Hofmann, Beate Alice/Bergmann, Johannes: Dell, Christian. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/10236

Rodella Beleuchtungskörperfabrik. Anzeige für Leuchte 122 und Leuchte 1.
Erscheinungstermin:
1929.

Rodella Beleuchtungskörperfabrik. Anzeige für Leuchte 124.
Erscheinungstermin:
1929.

Rodella Beleuchtungskörperfabrik. Anzeige für Leuchte 105.
Erscheinungstermin:
1930.

Rodella Beleuchtungskörperfabrik. Anzeige für Leuchte 122.
Erscheinungstermin:
1930.

Bünte & Remmler. Anzeige für Goethe-Lampe.
Erscheinungstermin:
1929.

Chr. Zimmermann Beleuchtungskörperfabrik. Anzeige für Leuchte „Dell-Type-K“
Erscheinungstermin:
1929.

Hermann Römmler AG, Phenoplast-Leuchte
Entwurf von 1929. Abgebildet ein Modell im „repariertem“ Zustand.
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